Eine Spurensicherung. Von Bergbau, Kampf und Himmelskunde, erhalten in Sagen, Brauchtum und Ortsnamen
326 Seiten, 29 Farbbilder, viele S/W Bilder, Ortsnamen-Index
Drittes und letztes Buch über unsere keltische Vergangenheit von Inge Resch-Rauter
Insbesondere wird die keltische Schmiedekunst und das berühmte norische Eisen behandelt. Dieses Buch ist die optimale Ergenzung zum Kelten-Klassiker "Unser Keltisches Erbe"!
Keltische Gegenwart
TELETOOL EDITION: ISBN/EAN 978-3-9500-1673-4, (1. Aufl. 2008)
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Kurz-Info - Inhaltsverzeichnis - Leseprobe
Die Kelten waren ausgezeichnete Montanisten und die berühmteste Schmiede der antiken Welt. Sie stellten höchstwertige Waffen aus Stahl und schönste Schmuckstücke aus Gold, Silber und Bronze her, die ihr hervorragendes Können in Schmiede-, Einlege- und Emailtechnik zeigen.
Zum Auffinden der Lagerstätten waren geschulte Prospektoren notwendig, die in Tausenden mitteleuropäischen Sagen über die geheimnisvollen "Venedigermandel" erhalten sind. Jedoch waren Bergwerke nicht nur Arbeitsplätze zur Gewinnung der Bergschätze, sondern sie stellten auch eine Verletzung des Körpers der heiligen Erdmutter dar, also ein Sakrileg. Denn im Bauch der Erde lebten Zwerge und sonstige Wesen, die für die ständige Erneuerung des Lebens sorgten. Deshalb mußte man sich entschuldigen, damit sich die Erde nicht rächte. Die Rituale zur Beschwichtigung und Bitte blieben in vielen Bräuchen erhalten...
Absicherung und Verteidigung der hochwertigen und lukrativen Arbeitsplätze waren Voraussetzung für ein ruhiges Arbeiten und Leben. Ganz Europa ist überspannt von einem feinmaschigen Netz, das auf Sicherungsposten, Abwehrstellungen, auf Ausluge, Zeichenplätze, Stationierung von Kämpfern, Rüstkammern, Fluchtburgen und umwallte, geschützte Orte hinweist. Trotz all dieser effizienten Maßnahmen gelang es den Römern, die keltische Welt auszulöschen und zum Schweigen zu bringen.
- Das Bergwesen (Bergbau - Die Venedigermanndel - Norische Fachleute - Keltischer Bergbau - Traunkirchen-Hallstatt: ein Zwillingspaar - das berühmte norische Eisen)
- Kampf, Verteidigung und Not (Das keltische Verteidigungssystem - Verteidigung bis in die Neuzeit - keltische Krieger - Verteidigung gegen die Römer)
- Himmelsbeobachtung in Sage und Brauch (Ein Volksmärchen - Die Wilde Jagd: Wintersturm, Totenehre und neues Leben - Cúchulainn, der große Held der irischen Mythe und die keltischen Kampfhunde)
Keltischer Bergbau
Bergbau wurde vor allem in den Alpen und im Mittelgebirge betrieben, in den vorwiegend keltisch bewohnten Gebieten. Viele sprachliche Hinweise auf alte Bergwerke sind erhalten geblieben:
MINA ist ein galloromanisches Wort und bedeutet "Erzgrube, Mine". Wir haben es seit der Keltenzeit unverändert beibehalten und bis heute tradiert. Es liefert den Beweis der überaus regen Bergbautätigkeit der Kelten, die Caesar bei Belagerungen in seinem gallischen Krieg sehr zu schaffen machte (7,22): "...Den Damm unterminieren sie mit Tunneln, was sie sehr geschickt machen, weil bei ihnen große Bergwerke sind und ihnen jede Art von Stollenbau bekannt und geläufig ist ..." Die Gallier legten also unterirdische Gänge zu den von den Römern gebauten Wällen nach ihrer ausgereiften Stollenbau-technik an....
Da die Bergbaugebiete meist von den Siedlungen der Familien entfernt lagen, bildeten sich Knappen-siedlungen in der Nähe der Bergwerke heraus. Der berühmteste der keltischen Knappenorte ist wohl das Salzburgische Kuchl nahe den Halleiner Salinen, die schon in früher Keltenzeit von Bedeutung waren. Es ist uns von den Römern als Raststation Cuculle überliefert... Das keltische Wort CUCULLA wurde für die typische Bergmannskleidung, den Kapuzenmantel mit der Zipfelhaube, verwendet. Es lebt in unserem Dialektausdruck "Gugel" für Kopftuch noch fort und wird im bäuerlichen Bereich allgemein gebraucht. "Kuchl" kommt in Österreich oftmals als Ortsname vor, dazu in mehrfachen Abwandlungen wie Kuchlmais, Kuchlwald, Kugelreit, Kugllehen, Kugelstatt, Kuchenspitz usw. . Der Ortsname Gugilan dürfte aus Cucullana entstanden sein. Auch der Vorarlberger Ortsname Guggoja weicht phonetisch kaum vom alten keltischen Wort ab....
Auffallend sind viele Orts- und Flurnamen, die auf einer gemeinsamen Wortwurzel, die ungefähr MOZ oder MUZ lauten mußte, beruhen. Bezeichnungen wie Mießling, Meisling, Meisel, Mosing, Mösel, Mödring, Mötzling, Motsidl, Motsching, Molz, Mutstal, Musang usw. haben in der ersten urkundlichen Überlieferung durchwegs die beiden genannten Grundsilben MUZ oder MOZ. Der Wortstamm beruht auf dem keltischen Wort MUTSA / MUTSO, das allgemein "Schmutz" bedeutet, das aber offensichtlich auf Bergbau hinweist (Hüttenberg in Kärnten hieß ursprünglich MOSGAITO). In unserer modernen Sprache würden wir den einfachen Ausdruck Schmutz durch die Bezeichnungen "Abraum" oder "Schlackenhalde" ersetzen. Im Waldviertel, wo überall Graphitlager zutage treten, die einen argen Eindruck von Schmutz vermitteln, sind in den Miesling- und Meisling-Namen oftmals "Graphitberg", "Graphitwerk" oder einfach "Graphit" ausgedrückt....
Als markantes Beispiel für Abraumhalden sei der Kärntner Ort Molzbichl genannt, der am Fuße des Seebichls südlich des Millstätter Sees liegt. Inmitten des ungemein mineralreichen Gebietes um den Millstätter See herum, wo außer Eisen- und Kupfererzen große Vorkommen an Gold und Silber waren, wurden in der Nähe des Verhüttungszentrums am Hochgosch riesige Flächen prähistorischer Abraumhalden gefunden, in deren Nähe der Ort MOLZ-BICHL (Abraum-Hügel) liegt....